Jede Menge Wald, Spiel und vor allem: keine Eltern
Die Stadtranderholung der AWO läuft: 70 Kinder verbringen drei Wochen lang mitten in der Natur
Von Catrin Dederichs
BRETTEN „Coooooool“ jubelt Jannis Berger, als er auf der soeben errichteten Seilbahn durch den Wald saust. Der zehnjährige besucht derzeit die Stadtranderholung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bretten und erlebt dort drei ereignisreiche Wochen inmitten
der Natur. Besonders viel Spaß bereiten ihm die Aktivitäten der Waldpädagogin Ulrike Füssel, wie er begeistert erzählt: „Wir haben gestern einen hohen Kletter-Parcours gebaut und davor einen Tiefseilgarten. Das Klettern gefällt mir super.“
Insgesamt 70 Kinder verbringen derzeit ihre Sommerferientage im Wald mit dem
Bau von Lagern, Basteln, Klettern und mit gemeinsamem Spiel. Sogar einen Handel mit eigener Währung haben die Kinder ins Leben gerufen und geben gesammelte Beeren selbst gebastelte Schwerter, Pfeile oder ge?ochtene Bänder her. Außerdem steht das Verwöhnen mit einer Massage bei den Kindern hoch im Kurs und wird mit Beeren bezahlt. Es gibt immer Spiele- oder Bastelangebote für die Teilnehmer, und das gut ausgestattete Spielmobil kann die ganze Zeit genutzt werden.
Besonders wichtig sei den Kindern aber das Freispiel, wie Campleiter
Joachim Schweizer durch seine sechsjährige Erfahrung weiß. „Das Programm ist besonders in der ersten Woche eher ?ach gehalten. Wenn die Kinder gerade aus der Schule kommen, ist das Bedürfnis nach freiem Spiel einfach da“, erklärt Schweizer.
Die Kinder erkunden die Natur, klettern die Berge rauf und rutschen sie auf dem Hosenboden wieder herunter. Zudem hat das Bauen von Lagern aus Stöcken und Moos für viele eine besondere Bedeutung. Malik Vieth freut sich schon auf den Wettbewerb, bei dem die Betreuer die Lager beurteilen. „Ich hoffe, dass das Lager von mir erster wird“, so der Siebenjährige.
Per Megafon werden die Kinder zurückgerufen
Jeder Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, das aus Müsli, Brötchen oder Nusszopf besteht. Die meisten Kinder springen danach gleich in den Wald und werden durch Lautsprecherdurchsagen über Spieleangebote wie Fußball oder Bankball und über das gemeinsame Mittagessen informiert.
Das Megafon werden die Betreuer auch dabeihaben, wenn sie in der dritten Woche einen Aus?ug unternehmen. „Das wirkt vielleicht etwas militärisch, aber es ist wesentlich einfacher und wirklich alle bekommen es mit“, erläutert der Campleiter.
Bei der Stadtranderholung gelten zwei wichtige Grundregeln für die Sicherheit, an die sich die alle Kinder halten müssen: „Hinter der abgesteckten Grenze bleiben“ und „Keine Gewalt gegen andere“. Außerdem sollen die Teilnehmer lernen, achtsam mit der Natur umzugehen. Deshalb werden die Kinder einmal wöchentlich mit Tüten in den Wald geschickt, um den hinterlassenen Müll wieder einzusammeln.
In dieser Woche steht ein Elternnachmittag auf dem Programm. Die Kinder werden einen Handwerkermarkt veranstalten. Dafür werden sie zuvor an verschiedene kreative Techniken wie Kerzenziehen, Batiken oder Kartoffeldruck herangeführt, die
sie am Elternnachmittag vorführen können.
So ein ganzer Tag mitten im Wald bringt nicht nur jede Menge Spaß, sondern hinterlässt auch bei allen deutlich sichtbare Spuren.
Joachim Schweizer bringt es auf den Punkt: „Der Wald ist der Wald. Da kommen die Kinder verdreckt heim.“
© BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Badendruck GmbH (09.08.2014)
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